Lecture Performance-Programm (EN)
»Before Falling, Seek the Assistance of Your Cane« / »Make Me Stop Smoking« / »Pixelated Revolution«
In drei Lecture Performances befragt der libanesische Künstler Rabih Mroué unzählige anonyme und persönliche Dokumente wie Handyvideos, Zeitungsartikel und Augenzeug*innenberichte. Können Kunstobjekte zu Objekten der Bedrohung werden? Welchen Wahrheitsgehalt hat die rekonstruierte Realität einer verloren geglaubten Landschaft? Und was haben Handyaufnahmen der syrischen Revolution mit unserem Verhältnis zum Tod zu tun?
Dauer: 40 Minuten, anschließend kurze Pause
Ein Plakat am Kunstverein in Salzburg warnt vor einem Luftangriff. Ein Passant sieht es und ruft die Polizei. Diese sieht darin eine unmittelbare Bedrohung und beginnt, das Gebäude zu evakuieren. Doch das Plakat ist eigentlich Teil einer Ausstellung des Medien- und Performancekünstlers Rabih Mroué. Es ist einem Flugblatt nachempfunden, das von der US-Armee über dem Irak abgeworfen wurde, um vor einem bevorstehenden Bombenangriff zu warnen – eine ebenso übliche wie zynische Praxis. In seinem nicht-akademischen Vortrag »Before Falling Seek the Assistance of Your Cane« wirft Rabih Mroué am Beispiel der Ereignisse in Salzburg Fragen zum Verhältnis von Kunst und öffentlichem Leben auf. Wie kann ein Kunstobjekt zu einem Objekt der Bedrohung werden? Rabih Mroué verbindet ästhetische Fragen mit sozialen und politischen Realitäten. Wie können Bilder und Geschichten konstruiert und instrumentalisiert werden, wenn Fiktion und Realität ineinander übergehen?
Dauer: 60 Minuten, anschließend kurze Pause
In seinem nicht-akademischen Vortrag »Make Me Stop Smoking« rekonstruiert Rabih Mroué die radikal heterogene, durch Krisen und Kriege zerstörte Landschaft des Libanon. Unzählige anonyme und persönliche Dokumente, Videos, Fotos, Zeitungsausschnitte und Augenzeug*innenenberichte setzt er zu einem komplexen System mäandernder Erzählungen zusammen. Dabei hinterfragt er den Wahrheitsgehalt und die Aussagekraft der Archivdokumente ebenso wie die Gültigkeit der rekonstruierten »Realität«. Was geschieht, wenn eine verlorene Landschaft durch ihre archivierte Darstellung wieder in Besitz genommen wird?
Dauer: 60 Minuten
»Syrer*innen filmen ihren eigenen Tod« – so beginnt die verpixelte Revolution. Ihr Ziel ist es, die vielen Tipps und Hinweise zur Handy-Dokumentation zu untersuchen, die während des ersten Jahres der syrischen Revolution über Facebook und andere virtuelle Kommunikationstools geteilt wurden. »Pixelated Revolution« beginnt damit, dass Syrer*innen ihre Bilder »jetzt und hier« aufnehmen und reflektiert über die Beziehung dieses Aktes der fotografischen Dokumentation mit dem Tod und damit, wie wir diese Videos »jetzt aber hier« wahrnehmen.
Rabih Mroué ist ein Theatermacher, Künstler und Musiker. Er spielt Flöte, schreibt und komponiert Lieder. Er ist mitwirkender Redakteur bei The Drama Review (New York). Außerdem ist er Mitbegründer des Beirut Art Center in Beirut. Er war Stipendiat des Internationalen Forschungszentrums: Interweaving Performance Cultures/ FU / Berlin (2013 - 2015) und Theaterregisseur an den Münchner Kammerspielen (2015 -2019). Er hat international performt und ausgestellt, unter anderem im MoMa - New York, SALT - Istanbul, CA2M und Reina Sofia Museum - Madrid, dOCUMENTA (13) - Kassel und Centre Pompidou - Paris.
»Make Me Stop Smoking« produziert von Ashkal Alwan – Beirut und beauftragt von Akram Zaatari, 2006. »Pixelated Revolution« ko-produziert von: Berlin Documentary Forum – HKW/ Berlin, dOCUMENTA 13, Kassel, The 2010 Spalding Gray Award (Performing Space 122 in New York, The Andy Warhol Museum in Pittsburgh, On the Boards in Seattle and the Walker art Centre in Minneapolis).