»Mein Körper gehört mir«
Eine Snail Pace Performance
von Mathias Becker & Simon Noa Harder
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat die gender-variante Held*in »Supersnail« es geschafft, nackt und weich zu bleiben. Supersnail gehört zur Groß-Familie der Weichtiere, die schon seit über 500 Mio. Jahren auf dieser Welt herumschleimt.
In »Freund*innen der Weichtiere – Mein Körper gehört mir« begleiten wir sie auf einer Zeitreise. Supersnail nimmt Kontakt zum jüngeren Selbst eine*r Symbiont*in auf – dem zarten Schlüpfling, der si*er einmal war. Dabei geht sie ultra-sanft vor, denn in den verkrusteten Schichten der Zeit haben sich Beschämungen, Trans*Feindlichkeit und gewaltvolle Erlebnisse in den Körpern der Symbiont*innen abgelagert. Im Schleim hat das Ur-Wesen jedoch die gesammelten Überlebenskünste konserviert. Wer weiß mehr darüber, wie man sich gegen Fressfeind*innen, Schneckenfallen und andere Bedrohungen behaupten und trotzdem weich bleiben kann?
Auch Freund*innen hat Supersnail gefunden: Zum Beispiel die Puppenspielerin und Drag Persona Becky und ihre super-resilienten Oktopoden, die sich verletzte Tentakel einfach nachwachsen lassen können. Und dann sind da noch die ganz persönlichen Superweichtiere einiger junger FLINTAQ*, die von ihren Erfahrungen, Wünschen und Hoffnungen erzählen. Wie kann die Stimme wieder weich werden, wenn ich so hart kämpfen muss, um in diese Welt zu passen? Wenn ich in der Schule ständig eine unsichtbare Maske tragen oder mich gegen Mobbing wehren muss? Wann kann sich mein neuroqueerer Körper einfach richtig anfühlen?
Mathias Becker und Simon Noa Harder laden in einen partizipativen Raum, in dem Selbstbestimmung, Entspannung und Vergnügen als softe Formen des Widerstands wachsen können. Der Raum wird von Gilda Coustier gestaltet und verbindet Elemente von Lecture Performance, Objekttheater und partizipativer Performance. »Freund*innen der Weichtiere« ist aus der gleichnamigen Workshop-Reihe für junge FLINTAQ* entstanden, die von November 2023 bis Mai 2024 in der Schwankhalle stattfand und einen intergenerationalen Austausch zum Thema »Mein Körper gehört mir« angestoßen hat.
Mathias Becker ist Regisseur, Puppenspieler, Drag-Performer, Musiker und Mitbegründer des Theaterkollektivs MANUFAKTOR. Geboren in Magdeburg studierte er zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit prozessorientierten, interdisziplinären Formaten und forscht zu den Themen Erinnerung und Queerness. Als letztes präsentierte er im Museum Utopie und Alltag Eisenhüttenstadt ein Zwischenergebnis seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Travestie in der ehemaligen DDR. Die Mixed-Media Installation »Für immer Dein Wimpernschlag« befragt spekulativ Objekte aus dem Depot des Museums.
Simon Noa Harder (Kunstvermittler*, Wissenschaftler* und Künstler*) forscht an den Schnittstellen von kulturell-politischer Bildung, Performance, kritischen Trans*Studies, Embodied Social Justice und Somatischer Arbeit. Im Langzeit-Forschungsprojekt »Just Follow The Slime« forscht SNH zur der selbstbestimmten (Wieder-) Aneignung neuroqueerer bodyminds und ihrer Verkörperung von Pleasure. Es ist eine Suche nach trans*formativen, trauma-sensiblen Möglichkeitsräumen mit kritischem Optimismus, utopischer Vorstellungskraft – und, wenn nötig – Magie. Ankerpunkt ist »Supersnail« als wandelbares Komposit-Wesen, ekelbesetzte Delikatesse, schleimige Überlebenskünstler*in mit Superkräften und trans*formativem Potenzial. SNH ist Autor* von »Reclaim your Body/Pleasure! Verkörperte Tektoniken trans*formieren«, »Embodied Magic – ein*e Superheld*in« (beide in: re-visionen No. 1, Berlin, UdK 2023) und Co-Autor* von »Pilz(De)Kolonisierung & Funken von Super-Schneckenmagie für schmerzende Bodyminds« (2024).“
Regie, Sound & Performance: Mathias Becker aka Becky
Regie, Text & Performance: Simon Noa Harder aka Y.
Regieassistenz: Tez Ehmen
Mit Superweichtieren und Beiträgen von: Ann Sophie Eckel, Marie Lou Hoppenheit und Zoe Trautner
Karaoke-Performance: Frances Breden & Fenia Franz
Dramaturgische Beratung: Alisa Tretau
Bühnenbild & Kostüm: Gilda Coustier
Visuals: Rami Shalati, Simon Noa Harder
Lichtdesign & Videotechnik: Frieder Miller
Video & Videodokumentation: Svenja Simone Schulte
Technik: Nell Heuer
Erweiterte Übertitelung: Carolin Seidl, t5 SPECTITULAR GmbH
Produktionsassistenz: Tez Ehmen
Visuals für PR: Rami Shalati
Gefördert im Programm Jupiter der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.