Wort - und Tanzperformance
„Nur einen Buchstaben entfernt von Erotik, ist Exotik ein Synonym für Abenteuer. Etwas, das weit weg ist, fremd. Reizvoll. Begehrenswert. Immer das andere, nie das Ich. Exotik ist dunkel und geheimnisvoll, aber ihre Bedrohung ist gezähmt. Eine ganze Industrie widmet sich dem Exotischen. Werden auf diesem Markt die Wertschätzung und das Erleben fremder Kulturen gefördert? Wie unschuldig ist das? Was verbirgt sich unter der fremdenfreundlichen Oberfläche?“ (Ming Poon)
Exotic Animal lädt den exotisierenden Blick ein und konfrontiert ihn zugleich. Es starrt trotzig zurück und versucht, das Machtverhältnis zwischen der*dem Betrachter*in und sich selbst zu verschieben. Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen als Tänzer asiatischer Herkunft zeigt Ming Poon dabei auf, wie Eurozentrismus, Globalisierung und kultureller Konsum zur Exotisierung seines Körpers für den Kunstmarkt beitragen. Indem er den Körper als einen Ort betrachtet, in den Bedeutungen, Werte und Grenzen eingeschrieben sind, hinterfragt er, wie der exotisierende Blick seinen Körper (ver)formt und ihn zu einer kulturellen Ware, trotz aller Internationalität in den Tanzensembles, zu einem Symbol der Unterwerfung macht.
Die Tanz-Performance des asiatisch-stämmigen, in Berlin arbeitenden Künstlers Ming Poon untersucht ebenso humorvoll wie provokativ den eurozentrischen Blick, der auch in seinem Feld des Tanzes immer neu reproduziert wird.
Die Veranstaltung ist der Auftakt des Think Tanks »Create more community - imagine the other« von steptext dance project in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland.
Ming Poon arbeitet mit angewandter Choreografie und kreiert choreografische Interventionen, bei denen die Zuschauer*innen eingeladen sind, selbst aktiv zu werden und Veränderungen zu schaffen. Seine Arbeiten sind interaktiv und kollaborativ, sie beinhalten Verletzlichkeit, Vorsicht, Peripherie und Scheitern als Aufführungsstrategien.
Ming Poon initiierte das Asian Performing Artists Lab (APAL) im Jahr 2020 und ist Gründungsmitglied von United Networks gUG, einer gemeinnützigen Organisation für marginalisierte BIPoC-Künstler*innen in Deutschland. Aktuell ist er Stipendiat des Berliner Künstlerischen Forschungsprogramms, wo er über die Schnittmenge zwischen Dekolonisierung, Feminismus und Queerness anhand von Nan Dan (男旦), der männlichweiblichen Cross-Dressing-Performanceform in der chinesischen Oper, forscht. mingapur.com ↗
Konzept und Choreografie: Ming Poon
Dramaturgie: Dandan Liu
Tongestaltung: Farah Hazim
Lichtgestaltung: Christian Maith
Unterstützt durch Bureau Ritter/TANZPAKT RECONNECT gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR Hilfsprogramm Tanz, vom Senator für Kultur Bremen und Dachverband Tanz Deutschland