»marxism today (prologue)« & »use! value! exchange!«
Für seine Filmmontage ›marxism today (prologue)‹ (Deutschland, 2010, 35 min.) interviewte der britische Filmkünstler Phil Collins Lehrer*innen marxistisch-leninistischer Theorie aus der ehemaligen DDR. Der Film rückt gemeinhin als Verlierer der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen bezeichnete Menschen in den Vordergrund. Zwischen die Interviewszenen sind Collins’ persönliche Erinnerungen und Archivaufnahmen aus der Hochzeit des sozialistischen Staats montiert, darunter Propagandafilme, Fernsehsendungen und öffentliche Masseninszenierungen. Der vertraute und entschieden empathische Ton des Filmes vermittelt den Eindruck von einer vergangenen und dennoch präsenten Zeit.
›use! value! exchange!‹ (Deutschland, 2010, 21 min.) macht den Prozess einer historischen Auslöschung sichtbar. Gezeigt wird eine Unterrichtsstunde in marxistischer Ökonomie, gehalten von einer der vier Protagonist*innen aus ›marxism today (prologue)‹. Andrea Ferber, die einst an der Elite-Hochschule für Ökonomie Bruno Leuschner unterrichtete, kehrt an die heutige Hochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin-Karlshorst zurück, um eine aus ihrem ehemaligen Seminarplan stammende Einleitung zu Karl Marx’ ›Das Kapital‹ zu geben. Unterbrochen wird der Vortrag durch Aufnahmen, die Collins bei der Umsetzung des Marx-Engels-Denkmals von der Nähe des Alexanderplatzes an einen unweit gelegenen, doch weniger prominenten Ort gemacht hat. So trifft die Retuschierung der Geschichte auf die fehlende Kenntnis der Marx’schen Ökonomie auf Seiten der Student*innen.