Theater
›Wer hat meinen Vater umgebracht‹ ist eine späte Annäherung Édouard Louis‘ an seinen Vater. Der Sohn beginnt all das zu verstehen, worunter er massiv gelitten hat: die zur Schau getragene Männlichkeit des Vaters, seine Wutausbrüche, seine Härte, seinen Hass auf alles ›Verweichlichte‹. Sein Schweigen.
Er erinnert sich andererseits an einen liebevollen und fürsorglichen Vater, der in seiner Jugend gerne tanzte und heute, nach Jahren knochenharter Jobs und einem schweren Arbeitsunfall einen kaputten Rücken, dazu Herz- und Atemprobleme hat.
›Du hattest dir den Luxus des Staunens oder des Erschreckens abgewöhnt, nichts war mehr unerwartet, weil du nichts mehr zu erwarten hattest.‹
Eine Hommage an den eigenen Vater, die unter die Haut geht. Ein Versuch, Homophobie und toxische Männlichkeit nicht nur als kulturelle, sondern auch als soziale Phänomene zu verstehen. Und nicht zuletzt: eine Abrechnung mit dem Klassismus – auch dem versteckten in uns selbst.
Der Bremer Pianist, Komponist und Theatermacher Michael Rettig studierte Musik, Germanistik und Kunst in Tübingen und Bremen. In der Schwankhalle realisierte er unter anderem die Projekte ›Rosa Luxemburg‹ (2016, Tanz), ›Karl Marx: die Verhältnisse zum Tanzen zwingen‹ (2018, Theater) und zuletzt die Musiktheateradaption von Didier Eribons ›Rückkehr nach Reims‹ (2019).
REGIE & KLAVIER Michael Rettig
TANZ Gernot Frischling
SCHAUSPIEL Ramona Suresh
Gefördert von Arbeitnehmerkammer Bremen und der Rosa Luxemburg Stiftung Bremen.