Bremer Verbrecherversammlung
›Meine Eltern kommen aus der Türkei.‹ Alle Geschichten, die Özlem über sich erzählt, beginnen mit diesem Satz. Nichts hat sie so stark geprägt wie die Herkunft ihrer Familie, glaubt sie. Doch noch viel mehr glaubten das andere. Özlem begreift erst als erwachsene Frau, wie stark sie sich mit dieser Zuschreibung identifiziert hat und wie viel Einfluss andere darauf haben, wer wir sind. Özlems Wut darüber bahnt sich ihren Weg, bei einem Streit mit ihren Freunden: Von Rassismus ist die Rede und von Selbstmitleid, von Scham und Neid, von Ausgrenzung und Minderwertigkeitsgefühlen. Ihre Geschichte will Özlem von nun an selbst bestimmen und selbst erzählen. Wie das geht, muss sie erst noch herausfinden. Mit genauem Blick und bestechender Offenheit beschreibt Dilek Güngör, welche Kraft es kostet, sich in einer Gesellschaft zu behaupten, die besessen ist von der Frage nach Zugehörigkeit, Identität und der ›wahren‹ Herkunft.
Dilek Güngör, 1972 in Schwäbisch Gmünd geboren, studierte Übersetzen in Germersheim, Journalistik in Mainz und Race and Ethnic Studies in Warwick, England. Als Journalistin arbeitete sie bei der Berliner Zeitung. Ihre gesammelten Kolumnen aus der Berliner Zeitung und der Stuttgarter Zeitung erschienen in den Bänden, ›Unter uns‹ und ›Ganz schön deutsch‹. 2007 wurde ihr Roman ›Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter‹ veröffentlicht. Für das Singspiel ›Türkisch für Liebhaber“ an der Neuköllner Oper schrieb sie das Libretto. Zuletzt erschien ihre wöchentliche Kolumne ›Weltstadt‹ in der ›Berliner Zeitung‹. Dilek Güngör ist Stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift ›Kulturaustausch‹ und schreibt als Gastautorin Beiträge für die Zeit Online Kolumne ›10 nach 8‹.
In Kooperation mit dem Verbrecher Verlag.