Kritischer Hafenrundgang
Die Bremer Überseestadt liegt auf dem Gebiet der ehemaligen stadtbremischen Häfen und trägt viele Spuren, die auf den deutschen Kolonialismus und den Überseehandel verweisen. Straßennamen erinnern an koloniale Akteure und verweisen indirekt auf die kolonialrevisionistischen Bewegungen der 1920er Jahre, in denen sich Kaufleute, Politiker*innen und Bürger*innen für die Wiedererlangung der im ersten Weltkrieg ›verloren gegangenen‹ Kolonien engagierten. Der Rundgang nimmt diese Spuren auf und zeichnet die Entwicklung der stadtbremischen Häfen in ihrer Verwobenheit mit der europäischen Expansion und dem deutschen Kolonialismus nach. Es geht um den Handel mit Kolonialwaren wie Kaffee, Tabak und Baumwolle, für deren Anbau Menschen versklavt, zur Arbeit gezwungen oder in Lohnabhängigkeit gedrängt wurden. Für die bremischen Kaufleute war dies ein profitables Geschäft und einige ihrer Unternehmen sind bis heute tätig. Entlang der baulichen Strukturen der Überseestadt lädt der Rundgang die Teilnehmer*innen dazu ein, kritische Fragen über das Verhältnis von Handelsgeschichte und Hafenbau, Stadtpolitik und Kolonialismus zu stellen: Wie wurde Bremen zur deutschen Kaffeehauptstadt? Wie wurde der Baumwollhandel organisiert und wie konnte Bremen seine Stellung darin sichern? Und was haben Naturbeherrschung und der Bau von Hafeninfrastrukturen mit dem kolonialen Projekt zu tun?
Der Arbeitskreis Hafen arbeitet zu den Themen Kolonialismus, Handelsgeschichte und Hafenbau und bietet seit 2015 Führungen in der Bremer Überseestadt an. www.ak-hafen.de
Dauer ca. 120 Minuten (Strecke ca. 3,5, km).
Start- und Endpunkt ist die BSAG-Haltstelle Überseetor.
Der Hafenrundgang ist leider nicht rollstuhlgerecht.