steptext dance project & TanzraumNORD
In dem zweiteiligen Abend des künstlerischen Leiters von steptext dance company, Helge Letonja und des Choreografenkollektivs Frantics Dance Company blickt Of Curious Nature (OCN) erneut auf die Wandlungsprozesse unserer Gesellschaft. Die beiden Choreografien schaffen zwei eigenständige künstlerische Universen, die sich aufeinander beziehen.
Frantics‘ von Elementen des Urban Dance geprägte Bewegungssprache trifft erstmals auf die ausdrucksstarken Tänzer*innen von Of Curious Nature. »Endtropy« stellt dem menschlichen Streben nach Perfektion den Reiz der Unvollkommenheit gegenüber. Frantics‘ Choreografie verortet das Kollektiv zwischen Surrealismus und Realismus, der menschlichen Gefühlswelt und der paradoxen Natur des Universums mit seinem Konzept der Entropie. Entropie als »Maß an Unordnung« in einer ansonsten stets nach Ordnung und Stabilität strebenden physikalischen Welt. Frantics befragt mit seinem Stück die fortschreitende Optimierung und die menschlichen Erwartungen an Makellosigkeit und Vollkommenheit. Gemeinsam mit dem Ensemble spielt das Kollektiv mit Humor und Ironie auf der Klaviatur der Oberflächlichkeiten einer durchgestylten Welt.
Helge Letonja schafft in seiner detailreichen und emotional ausdrucksstarken Bewegungssprache mit »A Late Summer Night‘s Dream« ein choreografisches Sinnbild, das das menschliche Streben nach Freiheit aufgreift. Eine Versammlung von jungen Menschen im Wald. Als ein Ort der Verheißung regt er mit seinen uralten Verbindungen und tief verwurzelten Symbiosen die Sinne an. Eine unbändige Lust, in fantasievolle Welten einzutauchen, baut sich auf. Die Norm und die eigene Rolle im System werden in dieser Spätsommernacht auf den Kopf gestellt, und die Kreativität und Schöpfungskraft des Lebens gefeiert. Im Taumel der Verflechtungen entfaltet sich die aufgeladene Stimmung einer Sommernacht, der sie sich hingeben, um neue Wesenszüge an sich selbst zu entdecken.
Der spanische Komponist Miguel Marin, der für seine Kompositionen im Bereich des Tanzes mehrfach ausgezeichnet wurde, entwickelt die Musik für beide Stücke. Marin setzt für seine bildhaften Soundscapes elektroakustische Elemente ein, um ein filmisches Erlebnis zu schaffen. Mit seiner Musik verstärkt er ein Eintauchen in die Bewegungswelt der Tänzer*innen.
Frantics Dance Company: Carlos Aller, Marco di Nardo, Diego de la Rosa und Juan Tirado produzieren Stücke, in denen sie ihre eigenen Ursprünge aus der urbanen Tanzszene mit zeitgenössischem Tanz in einem theatralischen Rahmen verbinden. Die einzigartige choreografische Sprache der Kompanie, die sich durch technische Virtuosität, Poesie und Humor auszeichnet, wurde mit dem 1. Preis beim Choreografiewettbewerb Burgos/New York 2020 und dem 2. Preis beim 34. Hannoveraner Choreografiewettbewerb ausgezeichnet.
Helge Letonja, Choreograf und künstlerischer Leiter von steptext dance project ↗ und der Tanzkompanie Of Curious Nature ↗, hat mehr als 50 weltweit präsentierte Tanzwerke geschaffen, oft realisiert in interdisziplinären und transkulturellen Kollaborationen. Als Choreograf schafft Letonja vitale Reibungsflächen und vibrierende Bilder, die gesellschaftliche Zustände und Prozesse spiegeln und emotionale und mentale Bewegungen individueller und sozialer Körper mit metaphorischen Kontexten verbinden. In seinen jüngsten Arbeiten mit Of Curious Nature vertieft er unter anderem mit somatischem Bewegungstraining die künstlerischen Ausdrucksformen seines Ensembles, um die Komplexität des heutigen Menschen zu zeichnen. Sein Repertoire reicht von dynamischen, kraftvollen Ensemblestücken über feinstoffliche Sinnbilder. Dabei lassen sich seine Arbeiten als Kaleidoskop visueller Assoziationen in organischen Bühnenlandschaften bis hin zu Choreografien, die sich ganz dem Dialog zwischen Tanz und Musik widmen, einordnen. Zudem ist Helge Letonja sowohl in Bremen als auch bundesweit als Vorstand im Dachverband Tanz, ein unermüdlicher Fürsprecher für die Belange des Tanzes und engagiert sich in vielfältigen Kooperationen für die Stärkung und Vermittlung der Tanzkunst. So erschließt er den Tanz als Mittler kultureller Diversität, gesellschaftlicher Teilhabe, interdisziplinärer Kunst und Forschung.
Endtropy
Konzept, Choreografie: Frantics Dance Company | Choreografische Assistenz, Trainingsleitung: Mariko Koh| Tanz: Lys Cabral Sampietro, Casey Hess, Tereza Hloušková, Myles Langston Hunter, Xavier Lott, Andrea Scarfi, Alice Zucconi | Musik: Miguel Marin | Bühne: Carolina Collado I Kostüm: Marie NN | Lichtdesign: Laurent Schneegans
A Late Summer NIghts Dream
Konzept, Choreografie: Helge Letonja | Choreografische Assistenz, Trainingsleitung: Mariko Koh | Tanz: Lys Cabral Sampietro, Casey Hess, Tereza Hloušková, Myles Langston Hunter, Xavier Lott, Andrea Scarfi, Dipesh Verma, Alice Zucconi| Dramaturgische Beratung: Anke Euler | Musik: Miguel Marin | Lichtdesign: Laurent Schneegans
Techn. Leitung: Nathaniel Johnson | Management: Kerstin Witges I Produktionsleitung: Médoune Seck | Pressearbeit: Anja Michalke I Grafikdesign: Andrea Dilzer | Foto: Marianne Menke | Film/Medien: Médoune Seck | Social Media: Lucia Afonso
Eine Produktion von TanzRAUM Nord gUG mit dem Parktheater Iserlohn und steptext dance project, gefördert vom Senator für Kultur Bremen, der Waldemar Koch Stiftung sowie der Karin und Uwe Hollweg Stiftung.