Marx und Ich

MARX 2018, Diskussion mit Joachim Barloschky, Adelheid Biesecker,
Andrej Bill, Ulli Jakob, Michael Rettig

2018
Su
16:00
Moderation Pirkko Husemann

Eintritt frei!

Wir bitten zwei Generationen zum Gespräch über Marx. Wann hatten Sie Ihr erstes Date mit Marx? Wie hat es Ihren weiteren Lebensweg bestimmt? Was macht die marxistische Theorie für Sie aus? Und wer braucht Marxismus heute?

Joachim Barloschky (*1952 in Bremen), Kindheit und Jugend in der Gartenstadt-Vahr, Aktivist der Bremer Schülerbewegung (USB, 1967), Straßenbahnblockaden, Vietnam-Kongress 1968 in Westberlin und ›Entdeckung‹ des Kommunistischen Manifest von Marx / Engels; danach organisiert in SDAJ, DKP und Gewerkschaft. Landesjugendring und Friedensbewegung. Abitur, (abgebrochenes) Lehramtsstudium. Betriebswirt. Seit 1981 Bewohneraktivist in Bremen-Tenever, Mitbegründer des Bewohnertreffs Tenever und im Stadtteil aktiv. 1990 – 2011 Quartiersmanager/Gemeinwesenarbeiter in Bremen-Tenever und Geschäftsführung der basisdemokratischen Stadtteilgruppe Tenever. Größter Erfolg der Bewohner*innenbewegung, des Arbeitskreises Tenever der sozialen Einrichtungen, der Stadtteilgruppe Tenever und dank der Unterstützung durch die Stadt Bremen und Gewoba: Große Sanierung Tenevers (ohne Gentrifikation) mit Bewohner*innenbeteiligung, erste erfolgreiche Rekommunalisierung.
Und immer wieder Marx / Engels!!
Und Protest und Widerstand!!
Aktuelle Tätigkeiten: Seit 14 Jahren Lehrbeauftragter an der Hochschule Bremen für ›Soziale Arbeit / Gemeinwesenarbeit‹. Selbständige Vortrags- und Seminar-Tätigkeit, u.a. zu Stadtumbau Tenever, Wohnungspolitik, Bewohnerbeteiligung, Inklusion in Quartier und Kommune, Internationales Zusammenleben, Armut und Reichtum etc.; sowie Literatur und Poesie. Seit 2012 Mit-Gründer und Sprecher des Bremer Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen.

Adelheid Biesecker (*1942). Bis 2004 Professorin für Ökonomische Theorie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen. Seitdem zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen. Arbeitsschwerpunkte: Geschichte ökonomischer Theorie, Mikroökonomik aus sozial-ökologischer Perspektive, Ökologische Ökonomik, Feministische Ökonomik und Zukunft der Arbeit. Mitglied im Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften, in der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ) sowie im wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland. Seit 2016 Lehrbeauftragte im Master Eco-Social Design der Universität Bozen.

Andrej Bill/Netzwerk für Plurale Ökonomik (*1990 in der Sowjetunion), ging nach dem Zerfall der UDSSR in die Erziehungsinstitutionen des Rheinlandes, während seine Eltern in wöchentlicher wechselnder Dreischicht in dortigen Fabriken arbeiteten. Während des Studiums der BWL und VWL, denn ›es sollte ihm mal besser ergehen‹, ging es über Umwege des Investment Bankings, des Central Bankings, über Kredit- und Forschungsinstitute in einen Strudel der Enttäuschung. Aus diesem Strudel half einzig die heimliche Lektüre während der Arbeitspausen, Pendlerfahrten und einsamen Stunden im Büro: ›Das Kapital‹ von Karl Marx.
Heute arbeitet Andrej als Organizer für Gewerkschaften, ist Vorstandsmitglied des Netzwerks für Plurale Ökonomik und arbeitet mit weiteren Genossen als Redakteur bei der Literaturzeitschrift ›Nous. - Neue Literatur‹ mit. Wie das genau geschehen konnte, erzählt er euch bei ›Marx und Ich›.

Ulli Jacob/Netzwerk für Plurale Ökonomik (*1986), als gebürtige Eberswalderin ist Ulli noch ein echtes Ostprodukt. Da sie ihr Studium der Soziologie und Psychologie aber erst 2016 abschloss, war dieses weniger (also noch in der DDR) dem Marxismus-Leninismus verschrieben, was sie gut findet. Seit 2013 ist Ulli im Netzwerk Plurale Ökonomik e.V. im Bereich der Internen Kommunikation, Organisation, Koordination tätig. Mit Künstler*innen der Freien Szene zusammen heckt Ulli Großes aus. Mit Ariane Oechsner hat sie die „Kompanie &“ gegründet. Ullis Interessen richten sich u.A. auf alternative Wirtschaftstheorien und -praktiken, Zeitgenössischen Zirkus & Tanz, die Funktionen, Geschichte und Praxis von Gewerkschaften oder Subkulturen als widerständige Praxis. Sie ist fasziniert von den Möglichkeiten der Selbstermächtigung und setzt sich dafür ein, diese weiter zu befördern.

Michael Rettig (*1956), Kindheit und Jugend in Baden Baden (›Vornehm geht die Welt zu Grunde‹). Freud. Roter Punkt. Schülerbewegung. Marx. Studium Deutsch, Kunst, Musik. Marxistischer Studentenbund Spartakus, AStA-Vorsitzender Uni Bremen. Kapitalkurs bei dem begnadeten Jörg Huffschmid: Band 1-3. Marx war Pop, Welterklärung, Sinn und Distinktionsmerkmal. Als Lehrer wurde dann langsam klar, dass das Kapital nicht nur ein theoretisches Phänomen, sondern höchst real ist. Nach dem Ende des ‚realen‘ Sozialismus fand sich als neue Ersatzreligion die Kunst. Jahrelang und Stundenlang am Klavier.
2005 erstes Musiktheaterstück: ›Wie man dem toten Hasen die Ökonomie erklärt. (Beuys)‹, seitdem viele Musiktheaterproduktionen überwiegend zu politischen Themen. Seit 2009 Konzerttätigkeit mit Miran Zrimsek (Cello). Warum Michael Rettig, wenn er nochmal auf die Welt kommt sollte, zuerst Cello und dann Volkswirtschaft studieren würde, erzählt er euch bei ›Marx und Ich‹.