Mit Hanna Steinmair, Boris Nikitin, David Weber-Krebs, Francis Seeck, BKM Performance & Death Café
Gestorben wird bekanntlich immer – aber kein Tod ist wie der andere. Denn so vielfältig wie unsere Lebenswege sind auch unsere Abgänge. Wir sterben held*innenhaft und einsam, widerwillig und aus freien Stücken, plötzlich und unendlich langsam, voller Würde und prekär. »Tausend Tode« versammelt fünf Positionen, die vom Ende des Lebens handeln.
Boris Nikitin zeichnet in »Versuch über das Sterben« den tödlichen Krankheitsverlauf seines Vaters nach. Als dieser an ALS erkrankt, teilt er mit, dass er einen assistierten Suizid erwägt. Nikitin verbindet die Geschichte dieses Outings mit der Geschichte seines eigenen Coming-Outs. Hanna Steinmair nimmt sich in »6,5 heldentode« sterbende Held*innen zur Brust und bringt es (wortwörtlich) für sie zu Ende – welche maskulinen Repräsentationslogiken beerdigen wir gleich mit? David Weber-Krebs widmet sich in der Adaption des Tolstoi-Romas »Der Tod des Iwan Iljitsch« einer besonderen Fürsorgebeziehung: Der zu einem Sterbenden. Aber was genau ist das Sterben? Wann beginnt es? Und vor allem – wann hört es auf? Kulturanthropolog*in Francis Seeck zeigt in dem Buch »Recht auf Trauer – Bestattungen aus machtkritischer Perspektive« den Zusammenhang zwischen Machtverhältnissen, Ausgrenzung und Beerdigungspraktiken auf und lässt deutlich werden, wie sehr die Bestattungspraxis in Deutschland von Klassismus und Heteronormativität geprägt ist. Das Kollektiv BKM Performance nähert sich in der Premiere von »Nach dem Ende« dem Ende des Lebens durch die Beschäftigung mit dem toten Körper an. Zwischen Sensibilität und Skurillität, dokumentarischem Material und Fiktion arbeiten die Protagonist*innen unseren Berührungsängsten mit dem Tod entgegen. Und im Death Café im brynja – Raum für Psyche und Gesundheit tauschen wir uns über unsere Festival-Eindrücke und bestehende, sowie noch fehlende Rituale im Umgang mit Tod und Sterben aus.