Performative Lesung und Gespräch (DE / EN)
In einer gemeinsamen performativen Lesung diskutieren die Künstlerin Sarai Meyron und die Designerin Franziska Bauer über ihr Buch »Keine wärmenden Worte / No Words of Warmth«. Die konzeptionelle Entwicklung und der Austausch, den sie während des Entstehungsprozesses hatten, stehen im Vordergrund des Gesprächs. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen des Buches durch die Brille der Übersetzung – nicht nur der Sprache, denn das Buch ist auf Deutsch und Englisch, sondern auch der Hintergründe, denn Sarai Meyron hat einen jüdischen und einen Migrationshintergrund und Franziska Bauer einen deutschen christlichen.
»No Words of Warmth / Keine wärmenden Worte« ist ein hybrides Künstler*innenbuch, das in Text, Bild und Ton Einblick in das Leben einer jungen jüdischen Künstlerin in Deutschland gewährt. Assoziationen von Schwester, Tochter, Mutter und Großmutter werden durch die Augen der Protagonistin zu einer feministischen Stimme verwoben, die sich mit der Vergangenheit und deren Fortwirken in der Gegenwart auseinandersetzt. Realität und Fantasie verschwimmen in einen Bewusstseinsstrom, der so wahrhaftig ist wie die Erinnerung oder die erinnerte Geschichte. In dem Buch wird eine neue Generation sichtbar, die sich bewusst für das Leben in Deutschland entschieden hat und sich weder durch die Religion noch durch den Zionismus definiert, sondern als kulturell jüdisch – und die vereint ist im Aufgebehren gegen den Antisemitismus und in der kritischen Selbstreflexion.
Diese multidisziplinäre Veranstaltung betont zugleich die Wechselwirkung zwischen Kunst, Design und aktuellen Diskursen.
Sarai Meyron, geboren 1995 in Jerusalem, lebt und arbeitet in Heidelberg. Im Jahr 2022 schloss sie ihr Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig mit Auszeichnung ab. Im selben Jahr wurde sie mit dem Kunstpreis des Landkreises Ebersberg ausgezeichnet und ihr Kunstbuch »Keine wärmenden Worte« wurde veröffentlicht. Im Jahr 2022 stellte sie auf dem »DenkmalKunst - KunstDenkmal« Festival in Hann. Münden, sowie im Stadtmuseum Düsseldorf aus und zeigte eine Einzelausstellung im Willi Münzenberg Forum Berlin. Im Jahr 2023 war sie Artist-in-Residence am Germanischen Nationalmuseum, erhielt das Niedersächsische Jahresstipendium und stellte in 2024 bundesweit aus. Ihre Arbeiten sind feministische Erzählungen, in denen sie fantastische und mythologische Elemente verwendet, um ihre persönlichen, sozialen und politischen Identitäten und Erinnerungen zu hinterfragen. Die Werke spiegeln in Form und Inhalt oft die Vergangenheit wider, während sie gleichzeitig eine entscheidende Verbindung zur Zukunft suggerieren, so als ob es sich um eine Erinnerung an die Zukunft handelt.
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Franziska Bauer, geboren 1991 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Bremen. Sie ist Designerin, queer-feministische Aktivistin, Dozentin und Community-Veranstalterin. Ihre Arbeit bewegt sich in den Verknüpfungsbereichen von Theorie, Poesie und Typografie, dem Prozess und der Performativität des Schreibens. Diese Auseinandersetzungen sind immer umgeben von Fragen nach Diskontinuität, Klarheit und Chaos. Als Dozentin ist Bauer in den Bereichen Typografie, Gender und Medienwissenschaft in Bremen, Berlin und Potsdam tätig. Als selbstständige Designerin hat sie mit verschiedenen Künstler:innen, Institutionen und Verlagen wie Spector Books (Leipzig), dem Theaterhaus Gessnerallee (Zürich), Kampnagel (Hamburg) oder der GEDOK Bremen kooperiert. In Zusammenarbeit mit der Grafikdesignerin Tania Prill erhielt Bauer für das Buch »The Legend of Barbara Rubin« die Auszeichnung »Die schönsten Schweizer Bücher 2018«. Hier lernten Bauer und Meyron sich kennen. Seit 2024 ist Bauer Doktorandin an der Hochschule für Künste Bremen und im PhDArts Programm an der Universität Leiden.
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