Vortrag & Diskussion
Im Bremer Viertel steht an der Einmündung der Straße Fehrfeld in die Humboldtstraße ein Gedenkpavillon, der als Kunst- und Jugendprojekt gegen Diskriminierung und rechte Gewalt entstanden ist. Er erinnert an zwölf Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit der deutschen Wiedervereinigung, die wegen ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung, einer Behinderung oder weil sie obdachlos waren, ermordet wurden. Sie stehen stellvertretend für alle Opfer rechter Gewalt in Deutschland. Der Platz, auf dem der Gedenkpavillon steht, wurde 2018 in Marwa-El-Sherbini-Platz benannt. Sie ist eines der zwölf Gewaltopfer, an deren Geschichte und Schicksal am Gedenkpavillon gedacht wird. Sie lebte mit ihrer Familie von 2005 bis 2008 in Bremen. Seit 2012 werden immer wieder Formate mit Jugendlichen konzipiert, in denen mit künstlerischen Zugängen zu historisch-politischen Themen gearbeitet wird und antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit Teil der Auseinandersetzungen in dieser Arbeit sind. Seit 2019 findet jährlich am 1. Juli die Yortsayt Gedenk-Veranstaltung an Marwa- El-Sherbini-Platz statt. Marwa El -Sherbini wurde am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden von einem rechten Gewalttäter ermordet. Seitdem gibt es den 1. Juli als Tag gegen antimuslimischen Rassismus.
Der Vortrag erzählt, wie aus einem Kunst- und Jugendprojekt ein Gedenkpavillon gegen rechte Gewalt im Alltag wurde. Es werden Veranstaltungen und Formate vorgestellt, die es seit Bestehen des Gedenkortes gab und welche Aktivitäten für die Zukunft geplant sind. Gerade in Zeiten, in denen extreme Rechte wieder in Parlamenten sitzen und soziale Medien von Rechtsextremen und Islamist*innen als Propaganda-Plattformen benutzt werden, braucht es neue Konzepte, die Jugendliche ansprechen und erreichen können.
Die anschließende Diskussion lädt dazu ein, über die Notwendigkeit von solchen Kunst- und Kulturprojekten zu sprechen, sowie über mögliche Vernetzungen, notwendige Ressourcen und Umsetzungsmöglichkeiten in Bremen.
Elianna Renner ist eine in Bremen und Tel Aviv lebende Künstlerin, die an den Schnittstellen von Biografie und Geschichte arbeitet. Ein besonderes Interesse bringt sie den Geschichten von Frauen, von Marginalisierten, von Aussenseiter*innen, von Verfolgten und denjenigen entgegen, die in Vergessenheit geraten. Elianna Renner arbeitet seit Jahren an Projekten im internationalen Kontext wie z.B. in New York, Buenos Aires, Tel Aviv und Frankfurt. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Renner ist Preisträgerin des Kunstpreis Ottersberg (2019), des Theobald Simon Preis (2012) sowie des 33. Förderpreis für Bildende Kunst 2009 der Stadt Bremen. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie Initiatorin des Köfte Kosher Gedenkpavillons, am Marwa-el-Sherbini Platz, der sich gegen rechte Gewalt, Rassismus und Antisemitismus in Bremen steht. Sie entwickelt immer wieder neue Methoden, um Kunst, Aktivismus und Bildungsformate zu verbinden.
eliannarenner.com ↗
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024 in Kooperation der Amadeu Antonio Stiftung, Berlin, Köfte Kosher Gedenkpavillon am Marwa-El- Sherbini-Platz, Bremen, und Partnerschaft für Demokratie Bremen, statt.