Stadtrundgang
Die Kontinuität rechter Gewalt ist Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte. Um diese Kontinuität und die Schicksale der betroffenen Menschen sichtbar zu machen, lädt der Stadtspaziergang in Erinnerung an die Novemberpogrome 1938 zu vier Gedenkorten in Bremen ein. Der Stadtspaziergang findet in Kooperation mit den Initiativen rund um die Gedenkorte statt.
Köfte Kosher Gedenkpavillon am Marwa-El-Sherbini-Platz
Am 21. November 1992 wurde der 92-jährige Alfred Salomon von einem ehemaligen Oberführer der »Organisation Todt«, bei der Alfred Salomon während der Shoah Zwangsarbeit leisten musste, wegen seiner jüdischen Herkunft beschimpft und so heftig geschlagen, dass er kurz darauf im Seniorenheim in Wülfrath verstarb. Alfred Salomon ist einer der zwölf Gewaltopfer, deren Portrait am Köfte Kosher Gedenkpavillon verewigt ist.
Rosenak Haus
In der Kolpingstraße im Bremer Schnoor steht das Rosenakhaus. 1927 wurde es von der jüdischen Gemeinde als Gemeindehaus erworben und in Andenken an den ersten Bremer Rabbiner, Dr. Leopold Rosenak, benannt. Das Haus befand sich direkt neben der damaligen Synagoge, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 niedergebrannt wurde. Neben seiner Arbeit als Gemeinderabbiner engagierte sich Rosenak in vielen heute noch aktuellen Bereichen: Flüchtlingshilfe, Zwangsprostitution oder der Kampf gegen Antisemitismus. Diesen Aspekt und die Arbeit des von 2007 bis 2012 existierenden Vereins Rosenak-Haus e.V. wollen wir beleuchten. Der Verein hatte sich neben der Konzeption einer Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte in Bremen vor allem die biografische Arbeit zur bremisch-jüdischen Geschichte mit Schulklassen zur Aufgabe gemacht.
Mahnmal im Schnoor zum Gedenken an die Pogromnacht
Am 1982 fertiggestellten Monument, das Ende der 1970er Jahre aus einer privaten Initiative entstand, werden für die fünf jüdischen Menschen vor Ort Yortsayt-Kerzen angezündet: Martha und Dr. Adolph Goldberg aus Burgdamm, Leopold Sinasohn aus dem angrenzenden Platjenwerbe auf niedersächsischem Gebiet, Heinrich Rosenblum und Selma Zwienicki aus der Neustadt. Sie wurden am 9. November 1938 von nationalsozialistischen Bremer Bürgern aus Hass ermordet.
»Arisierungs«-Mahnmal
Am »Arisierungs«-Mahnmal wird die systematische Beraubung am Hab und Gut der verfolgten Jüd*innen hematisiert. Viele Spuren der zwischen 1933-1945 »verlorenen« Erinnerungsstücke führen unmittelbar in unsere Gegenwart und adressieren die bisher wenig beachtete Rolle derjenigen, die von der Verfolgung und Ermordung von Jüd*innen profitierten. Viele der geraubten Erinnerungsstücke und Alltagsgegenstände werden auch heute noch weitergegeben, verkauft und benutzt – egal, wie lose oder tief sie mit Antisemitismus und Hassverbrechen verbunden waren.
Elianna Renner ist eine in Bremen und Tel Aviv lebende Künstlerin, die an den Schnittstellen von Biografie und Geschichte arbeitet. Ein besonderes Interesse bringt sie den Geschichten von Frauen, von Marginalisierten, von Aussenseiter*innen, von Verfolgten und denjenigen entgegen, die in Vergessenheit geraten. Elianna Renner arbeitet seit Jahren an Projekten im internationalen Kontext wie z.B. in New York, Buenos Aires, Tel Aviv und Frankfurt. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Renner ist Preisträgerin des Kunstpreis Ottersberg (2019), des Theobald Simon Preis (2012) sowie des 33. Förderpreis für Bildende Kunst 2009 der Stadt Bremen. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie Initiatorin des Köfte Kosher Gedenkpavillons, am Marwa-el-Sherbini Platz, der sich gegen rechte Gewalt, Rassismus und Antisemitismus in Bremen steht. Sie entwickelt immer wieder neue Methoden, um Kunst, Aktivismus und Bildungsformate zu verbinden.
eliannarenner.com ↗
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024 in Kooperation der Amadeu Antonio Stiftung, Berlin, Köfte Kosher Gedenkpavillon am Marwa-El- Sherbini-Platz, Bremen, und Partnerschaft für Demokratie Bremen, statt.